Etiket arşivi: Die Surp-Sarki-Kirche liegt in Çepni

Die Sanierung der Surp-Sarkis-Kirche in Çepni – Gemerek

Projektbeschreibung

Zusammenfassung der durch die Erciyes-Universität Kayseri erstellten Projektanalyse den Entwurf eines

Museums für Ethnografie und die

Sanierung der Surp-Sarkis-Kirche in

Çepni – Gemerek

Einführung

Die Surp-Sarki-Kirche liegt in Çepni, einem Landkreis der zentralanatolischen Provinz Sivas. Es ist eine armenische Kirche, erbaut wurde sie um 1525 n.Chr.. Der Erbauung der Kirche ging die Gründung des damaligen Dorfes Çepni ca. 250 Jahre zuvor durch armenische Familienklans voraus. Die Kirche ist ein wichtiges historisches wie architektonisches Zeugnis der armenischen Besiedlung Zentral- und Ostanatoliens. Sie ist auch eines der letzten Zeugnisse ihrer Art durch die umfangreichen Zerstörungen im Zuge der Verfolgung und Vertreibung weiter Teile der christlichen Bevölkerungen in ab Mitte des 19. Jahrhunderts bis in den Ertsten Weltkrieg hinein.

Sie zeugt zugleich von der Existenz christlicher Kulturen in der Geschichte Anatoliens.

1. Die Entstehung des Dorfes Çepni

Die Besiedlung Çepnis begann um 1375 n.Chr. mit dem Niedergang des Armenischen Königreichs von Kilikien (1199 – 1375) durch die Mamluken. Die armenischen Siedler, welche unter den damaligen Umständen wohl eher als Flüchtlinge zu bezeichnen waren, suchten den Verfolgungen in den Wirren der mamlukischen Eroberungszüge zu entgehen. Der Klan der Deli Kalpaken (“verrückte Kalpaken”) machte sich unter der Führung ihres Oberhaupts Bados auf, um in der Ferne einen Ort für ein neues Leben zu suchen. Ihnen folgten die Klane der Avedikian, der Sarian und der Melkonian. In einer Karawane überquerten sie das Taurusgebirge in Richtung Norden bis sie zu einem grünen, von Bergen umgebenen Tal kamen, durch das ein Bach floss.

Nachdem Bados dieses Tal zur neuen Heimat der Klane erklärte, kehrten ihre Oberhäupter zurück, um ihre Familien in ihr neues Dorf nachzuholen. Sie bauten ihre ersten Häuser. Ihr Priester Vartan baute aus einem Tisch einen Khoran (orthodoxer Altar). In ihm hat die heutige Kirche ihren Ursprung. Nach und nach vermehrte sich durch Eheschließungen zwischen den Familienklanen die Dorfbevölkerung. Das von ihnen gegründete Dorf nannten sie Çongaria, das heutige Çepni. Die armenischen Siedler erbauten im Jahr 1525 n. Chr. ihre erste steinerne Kirche. Nach dem Untergang des byzantinischen Reches, und der bereits langjährigen Herrschaft des Osmanischen Reiches benannten die Türken die Stadt Sebastia in Sivas, die heutige Provinzhauptstadt, um. Den Fluss Alys (altgrych.), um dessen Ufer herum das Dorf Çongaria gegründet wurde, nannten sie fortan Kızılırmak (der rote Fluss, wegen der Farbe der Erde dieser Gegend, die auch den Fluss rot färbte. Um das Ende des 18. und den Beginn des 19. Jahrhunderts herum kamen die ersten Türken in das Dorf und lebten nunmehr friedlich mit der armenischen Urbevölkerung zusammen. Sie nannten das Dorf Çepni. Den Einträgen der Meldebehörden aus dem Jahr 1900 ist zu entnehmen, dass zu dieser Zeit 800 Familien in dem Dorf lebten; zu etwa gleichen Teilen waren es armenische und türkische Familien.

Abbildung 1: Gemeinde Çepnı und Lage der Kirche
Abbildung 2: Gemeinde Çepnı und Lage der Kirche

 

Abbildung 3: Surp Sarkıs Kirche Skizze (Draufsicht)

 

2. Der gegenwärtige Zustand der Kirche

Um einen Eindruck vom Gesamtzustand der Kirche zu erhalten, werden nunmehr einige Beispiele zum gegenwärtigen Zustand der Kirche beschrieben, um später dann den Restaurationsbedarf im ganzen zu skizzieren.

Der Grundriss des Gebäudes ist ein Rechteck, das in 3 x 3 Rechtecke unterteilt ist. Auf der Ostseite schließt es mit drei gewölbten Apsiden ab. Jeweils auf der Nord- und auf der Südseite der Apsiden befindet sich ein weiterer rechteckiger Raum, der das Kirchengebäude auf der Ostseite verbreitert.

Die Säulen und Träger, welche im wesentlichen die tragende Struktur des Gebäudes bilden, befinden sich an den Verbindungspunkten dieser Rechtecke.

Die Angaben der Abbildungen, auf die Bezug genommen wird, verweisen auf die Dokumentation des Sanierungsprojektes, welche durch den Gegenseitige- Hilfe-Verein Çepni e.V. in Wuppertal erstellt wurde.

(Gegenseitiger Hilfe-Verein Çepni e.V. (Hrsg.), Die armenische Surp-Sarkis-Kirche in Çepni – Projekt für ein Museum für Ethnographie in Çepni, Wuppertal 2015)

Die Steingewölbe im Kircheninneren waren mutmaßlich außen von einem mit Steinplatten abgedeckten Giebeldach bedeckt (Abb. 10-18). Es ist erkennbar, dass die tragenden Mauern ursprünglich zwei bis drei Mauersteinreihen höher waren als im gegenwärtigen Zustand. Dem entsprechend fehlen das Dach, die Dachrinnen und Dachvorsprünge gänzlich (Abb. 19). Das fehlende Bauelement an der Westseite, wo sich die dreieckige Stirnseite und das Giebeldach treffen, lässt darauf schließen, dass sich hier zuvor eine Glocke oder ein Kreuz befunden hat.

Die einflügelige Eisentür am Haupteingang ist mutmaßlich nicht die originäre Tür.

Der Boden im Gebäudeinneren war höchstwahrscheinlich ursprünglich mit Tuffsteinplatten bedeckt. Im heutigen Zustand besteht der Boden nur aus Erdreich und Mauerschutt.

In der Nord- und der Südmauer befinden sich insgesamt zehn Fensteröffnungen sowie weitere zwei zugemauerte Fenster (Abb. 6, 7 – 23, 24).

Auf der linken Seite der Hauptapsis befindet sich eine Nische, rechts jedoch nicht. Da orthodoxe Kirchen stets symmetrisch strukturiert sind, weist dies auf ein fehlendes Element hin. Die Kuppeln der Apsiden sind von außen nicht abgedeckt (Abb. 32). Mutmaßlich waren auch sie ursprünglichemit Steinplatten bedeckt.

Die sakralsten Bereiche der Kirche, die Altare und Apsiden sind für Kirchenbesucher vollständig einsehbar. Jedoch müssen diese in orthodoxen Kirchen vor den Augen Anderer, die hier nicht unmittelbar ihren religiösen Verrichtungen nachgehen, uneinsehbar sein.

Abbildung 4: Innenansicht
Abbildung 5a: İstanbul Rumelihisarı Surp Santukhd Armenische Apostel Kirche
Abbildung 6: Säulen und Fenster Innen
Abbildung 7: Innen Ansicht Nord Seite
Abbildung 8: Säulen, Bögen und Gewölbe 1
Abbildung 9: Säulen, Bögen und Gewölbe 2
Abbildung 10: Säulen ,Bögen und Gewölbe 3
Abbildung 11: Kapelle Nordseite 1
Abbildung 12: Kapelle Nordseite 2
Abbildung 13: Kapelle Südseite 1
Abbildung 14: Kapelle Südseite 2
Abbildung 15: Kapelle Südseite 3
Abbildung 16: Aussenansicht Westseite
Abbildung 17: Aussenansicht Ostseite
Abbildung 18: Beşiktaş Surp Asdvadzadzin Armenische Apostel Kirch
Abbildung 19: Bedachung der Kirche
Abbildung 20: Aussenansicht Ostseite
Abbildung 21: Beşiktaş Surp Asdvadzadzin Armenische Apostel Kirche
Abbildung 22: Innenansicht Fussboden
Abbildung 23: Eingangsbereich Süd -und Westseite
Abbildung 24: Kayseri Surp Asdvadzadzin Kirche
Abbildung 24a: Original Boden in Kayseri Surp Asdvadzadzin Kirche
Abbildung 25: Fenster Südseite
Abbildung 26: Tragende Säule
Abbildung 27: Ansicht Norseite mit Fenster
Abbildung 28: Eine Nische in Nordseite
Abbildung 29: Ansicht Eingangsbereich Westseite
Abbildung 30: Apsis 1
Abbildung 31: Apsis 2
Abbildung 32: Apsis und Kapellen Eingang Nordseite
Abbildung 33: Apsis und Kapellen Eingang Südseite
Abbildung 34: Aussenansicht Apsis Norseite
Abbildung 35: Eingang Kapelle Nordseite
Abbildung 36: Taufenbecken Bereich
Abbildung 37: İstanbul Beşiktaş Surp Asdvadzadzin Kirche Taufenbereich
Abbildung 38: Anschluss Taufenbecken
Abbildung 39: Aussenansicht Nordseite
Abbildung 40: Aussenansicht Süd-und Ostseite
Abbildung 41: Beschädigung im Gewölbenbereich
Abbildung 42: Ansicht Apsis Bereich 1
Abbildung 43: Ansicht Apsis Bereich 2
Abbildung 44: Ansicht Apsis Bereich 3
Abbildung 45: Nischen im Apsis Bereich
Abbildung 46: Apsis und Khoran
Abbildung 47: Ansicht Nordseite
Abbildung 48: Steinmetzarbeiten Innenbereich
Abbildung 49: Erzincan Tercan Üçpınar Dorf Abrank Klosterkirche
Abbildung 50: Erzincan Kemaliye Esertepe (Şirzi/Şırzu) Köyü Ermeni Horom Kirche Apsis Bereich
Abbildung 51: Eingangstür mit Nische
Abbildung 52: İstanbul Boğaziçi Kuzguncuk Surp Krikor Lusavoriç Armenische Apostel Kirche
Abbildung 53: Markierungen im Eingangsbereich
Abbildung 54: Steinmetzarbeiten
Abbildung 55: Zeichen Südseite

3. Restaurations- und Restitutionsarbeiten, Umgebung der Kirche

  • Beseitigung von Erdaufhäufungen und Bäumen, deren Wurzelwerk die Kirchenmauern gefährden.
  • Nachbargebäude und Drainage: Die Nähe von zwei Nachbargebäuden und das Fehlen von Abflussrinnen verursacht die Korrosion des Mauerwerks durch Regenwasser und Feuchtigkeit. So reicht etwa die Dachabflussrinne des Nachbargebäudes auf der Nordseite sowie in die Nähe der Kirchenmauer. Das Regenwasser fließt infolgedessen auf das Mauerwerk. Durch eine Drainage soll dem abgeholfen werden. Ferner wird mittelfristig der Abriss der Nachbargebäude avisiert, so dass mehr Luft und Wärme an das Mauerwerk gelangt und Feuchtebrücken vermieden werden können.
  • Mauer- und Gewölbeabdeckungen durch Steinplatten im Innenbereich.
Abbildung 1: Ausgrabungsbereich

Mauern und Wände

  • Entfernung und Erneuerung von gesprungenem und korrodiertem Mauergestein, das eine Gefahr für die Gebäudestatik bilden könnte.
  • Neuverputzung im Innenbereich, nach Möglichkeit Restitution des ursprünglichen Putzgewebes.
  • Austausch und Restitution instabiler und beschädigter Mauersteine.
  • Entfernung von Moos- und Pflanzenbewuchs
  • Entsalzung des Mauergesteins

 

 

Abbildung 2: Austausch und Restitution
Abbildung 3: Entfernung und Erneuerung
Abbildung 4: Sektionen

Säulen

–     Die Säulen auf der Westseite weisen bereits bewegungs- und erschütterungsbedingte statische Instabilitäten auf, die die Gesamtstruktur der Kirche gefährden. Bei den anderen Säulen haben noch keine Bewegungsprozesse eingesetzt. Jedoch ist auch bei diesen präventiv eine Stabilisierung durch Epoxierung des Gesteins auf mittlerer Säulenhöhe zu gewährleisten.

Abbildung 5: Präventive Stabilisierung

Gewölbebögen

–     Die Gewölbebögen sind zwar bislang statisch stabil, jedoch wurden sämtliche Spanneisen, durch die sie miteinander verbunden waren, entfernt. Dies würde in Zukunft zu Ungleichgewichten zwischen den Bögen führen. Spanneisen müssten daher neu gegossen und eingearbeitet werden.

Gewölbe

  • Neuaufbau der Gewölbe (Abb. 6)
  • Reinigung der Gesteinsfugen, Erneuerung der Fugenfüllungen (Abb. 7)
  • Entsalzung der Gewölbe (Abb. 8) Erneuerung der Übergänge zwischen den Gewölben und dem Mauerwerk.
Abbildung 6: Neuaufbau der Gewölbe

 

Abbildung 7: Reinigung der Gesteinsfugen, Erneuerung der Fugenfüllungen

 

Abbildung 8: Entsalzung der Gewölbe

Dach

  • Bestimmung und Restitution der ursprünglichen Dachform
  • Erhöhung des Dachniveaus um 1 Meter
  • Reinigung und Restauration erhaltener Dachteile
  • Entwurf und Herstellung der Dachabdeckungen
  • Anlegung und Restitution der Wasserabflussrinnen
Wasserabflussrinnen

Bedachungssteine ın Kayseri Darsiyak Yanartaş Kirche

 

Schmiedearbeiten

  • Vollständige Restitution der Kirchenfenster

4. Vorschlag zur künftigen Nutzung der Surp-Sarkis-Kirche

Im wesentlichen könnte die Kirche als “Digitales Museum” bzw. “Ethnographisches Museum” genutzt werden, ausgestattet mit den modernen Möglichkeiten der digitalen Kommunikation, Präsentation und Interaktion. Hier könnten sowohl Dauerausstellungen als auch Wanderausstellungen stattfinden. Ein Augenmerk der Dauerausstellungen sollte sich auf die Geschichte der armenischen Bevölkerung und ihrer Kultur beziehen, welche zugleich die Geschichte der dort ansässigen türkischstämmigen Bevölkerung darstellt. Mithin böte sich die Möglichkeit, die reichhaltige Kulturgeschichte Çepnis und Zentralanatoliens ihren heutigen Bewohnern nahe zu bringen.

Aber auch andere Nutzungsmöglichkeiten sollten optional möglich sein. Überdies ist bekannt, dass bereits in der Vergangenheit seitens der Dorfbevölkerung die Kirchenräume für Versammlungen und Feste genutzt wurden. Da die Kirche im kollektiven Gedächtnis der einheimischen Bevölkerung einen wichtigen Platz einnimmt, sollten für diesen Zweck auch künftig Möglichkeiten geschaffen werden. So könnte die Apsis als Bühne genutzt werden. Ferner sollten für Besuchergruppen aus Schulen und Universitäten auch die Möglichkeit haben, Konferenzen und Seminare durchzuführen. Daher sollten die Bauelemente der Ausstellungen nicht fest angebracht, sondern mobil einsetzbar und veränderbar sein.

Jedoch sollte die Kirche nichtmuslimischen Besuchern die Möglichkeit bieten, Gebete zu verrichten, Kerzen anzuzünden usw.. Der Raum nördlich der Apsis bietet sich für diese Zwecke als Gebetsraum an.

(Deutsche Übersetzung: Önder Erdem)